Exkursion zu Deutschlands längster Baustelle

Güstrow/Clausthal. 440 Kilometer Gasleitung quer durch Norddeutschland: Studierende der Clausthaler Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften haben die landseitige Verlängerung der Ostseepipeline in Mecklenburg-Vorpommern besichtigt.

Wenn jemand „in die Röhre guckt“ oder eine „lange Leitung“ hat, dann bedeutet das normalerweise nichts Gutes. Doch die 15 Studierenden, die kürzlich die Baustelle der Nordeuropäischen Erdgas-Leitung (NEL) besichtigten, bereuten nichts: „Die Exkursion war sehr interessant. Denn wir konnten gut sehen, wie die Vorlesungsinhalte des vergangenen Semesters in der Praxis umgesetzt werden. Die Dimensionen des Projekts sind beeindruckend“, so Arie Dezvyanto, Master-Student der Vertiefungsrichtung Gasversorgungssysteme im Studiengang Petroleum Engineering.

Die NEL ist eine von zwei Leitungen, die das Erdgas der Ostseepipeline zu den Verbrauchsschwerpunkten in Mittel- und Westeuropa transportieren. Sie führt mit einem Durchmesser von 1,4 Metern über 440 Kilometer von der Ostseeküste in Greifswald durch Mecklenburg-Vorpommern nach Rehden in Niedersachsen. Dort wird sie an einen großen Erdgasspeicher zum Ausgleich saisonaler Nachfrageschwankungen und das bestehende Leitungsnetz angebunden. Die Pipeline mit einem Investitionsvolumen von etwa einer Milliarde Euro kann nach Inbetriebnahme im Herbst 2012 etwa ein Viertel - bei einem eventuellen späteren Ausbau mit Verdichterstationen sogar mehr als ein Drittel - des gesamten deutschen Erdgasbedarfs mit russischem Erdgas aus Sibirien und der Barentssee decken. Damit lässt sich ein Teil der zurückgehenden Erdgasförderung in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland kompensieren.

Betreut wurden die Clausthaler von der Bauleitung des Erdgas-Transportunternehmens Wingas und des Bauunternehmens Max Streicher. Nach einem Einführungsvortrag im Baubüro fuhren die Studierenden einzelne Standorte entlang der Pipeline-Baustelle ab. Verschiedene Ablaufschritte mit ihren enormen technischen und logistischen Herausforderungen konnten in Augenschein genommen werden: Abtragen des Oberbodens, Grabenbau, Ausfahren der Einzelrohre, Verschweißen der Rohre zu Segmenten außerhalb des Rohrgrabens, Verlegung in den Rohrgraben, Verbinden der Segmente, Wiederverfüllung des Rohrgrabens und die anschließende Rekultivierung der Trasse. Einer der Teilnehmer folgte den Schilderungen der Ingenieure mit besonderem Interesse. Denn er absolviert in den kommenden Wochen südlich von Hamburg ein Praktikum beim Bau der NEL, die aufgrund ihrer Länge an mehreren Stellen gleichzeitig verlegt wird.

„Die sehr fachkundige und humorvolle Begleitung durch die Mitarbeiter war sehr angenehm. Schön, dass sie sich trotz des Termindrucks für die Studierenden der TU Clausthal Zeit genommen haben“, sagte Diplom-Ingenieur Holger Derlien vom Institut für Erdöl- und Erdgastechnik. Die Abteilung Gasversorgungssysteme des Instituts hatte die Exkursion organisiert, finanziert wurde die Tour aus Studienbeiträgen.

Kontakt:


TU Clausthal


Institut für Erdöl- und Erdgastechnik


Dipl.-Ing. Holger Derlien


Telefon: 05323 - 3816 8089


E-Mail: holger.derlien@tu-clausthal.de

Aus dem Hörsaal direkt in die Praxis: Clausthaler Studierende bei der Besichtigung der Pipeline-Baustelle. (Foto: Wingas GmbH)