Eurofighter von TU-Professor Rausch zertifiziert

MANCHING/CLAUSTHAL. Als erste Einrichtung weltweit hat das Systemunterstützungszentrum Eurofighter in Manching, eine Kooperation zwischen dem Luft- und Raumfahrt-Unternehmen EADS und der Deutschen Luftwaffe, ein so genanntes V-Modell-XT-Zertifikat erhalten. Der Lehrstuhl Software Systems Engineering der Technischen Universität Clausthal und das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern haben die erforderliche Konformitätsprüfung für die benutzte Informationstechnologie durchgeführt. Für Stephan Miegel, Leiter der Einrichtung im bayerischen Manching, ist mit dem Ergebnis die Qualität der angewendeten, gut definierten Entwicklungsprozesse im Eurofighter-Projekt erwiesen. „Die Bestätigung der Konformität ist ein bedeutender Meilenstein für die Durchführung militärischer Pflege- und Änderungsmaßnahmen an der Eurofighter-Software“, bekräftigte auch der stellvertretende Leiter Oberstleutnant Michael Pirang.

Die Zertifizierung erfolgte im Rahmen eines Pilotprojektes. Anhand von Dokumentenprüfungen und Workshops wurden die organisationsspezifischen Charakteristika des Systemunterstützungszentrum Eurofighter festgestellt und mit den Vorgaben des V-Modells XT verglichen. Dieses Modell liefert Behörden und auch vielen Betrieben eine Richtschnur, wie Vorhaben der Informationstechnologie durchzuführen sind. Beim Zertifizierungsprozess in Manching wurden wichtige Erkenntnisse für zukünftige Konformitätsprüfungen gesammelt. Das erteilte „Zeugnis“ ist inhaltlich vollwertig, hat zeitlich jedoch noch vorläufigen Charakter, da sich die offizielle Zertifizierungsstelle derzeit im Aufbau befindet.

Definierte Entwicklungsprozesse sind eine Voraussetzung für ingenieurmäßige Softwareproduktion. Erfolgsentscheidend für Software entwickelnde Unternehmen ist dabei, standardkonforme Prozesse in kurzer Zeit zu etablieren und zu optimieren. Vom Bund beauftragte Firmen müssen daher zukünftig das V-Modell XT anwenden. Hierzu können sie unterstützend ihre Konformität zum V-Modell XT anhand eines Zertifikats belegen bzw. sich entsprechend zertifizieren lassen. Das Fraunhofer Institut und die TU Clausthal bieten Services rund um das Modell an, darunter auch Unterstützung bei der Einführung sowie Konformitätsprüfungen.

Seit dem 4. November 2004 gilt das V-Modell XT für öffentliche Entwicklungsprojekte als verbindlich. Dies geht aus einer Empfehlung des Interministeriellen Koordinierungsausschusses an die Behörden der Bundesverwaltung hervor, die die Anwendung des V-Modells XT für neu zu entwickelnde Systeme vorschreiben. Professor Manfred Broy vom Institut für Informatik der TU München und Professor Andreas Rausch von der TU Clausthal konzipierten diesen Entwicklungsstandard gemeinsam mit Partnern wie dem Fraunhofer Institut in Kaiserslautern.

Software Systems Engineering der Technischen Universität Clausthal

Der Lehrstuhl für Software Systems Engineering der Technischen Universität Clausthal befasst sich mit zentralen Themen der Software- und Systementwicklung; genauer mit Softwarearchitekturen und Komponententechniken, Modell- und Sichten-basierten Spezifikationstechniken und Entwicklungsmethoden, mit der Entwicklung und Anpassung von Vorgehensmodellen sowie der Konzeption und Umsetzung durchgängiger Werkzeugunterstützung. Die Forschungs- und Arbeitsergebnisse des Lehrstuhls haben sich bereits in industriellen Kooperationen bewährt. Daneben leistet der Bereich gezielte Beratung für Unternehmen und Behörden und entwickelt Prototypen sowie Demonstratoren.

Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE)

Das Fraunhofer IESE in Kaiserslautern forscht mit rund 200 Mitarbeitern auf den Gebieten Software-Entwicklung, Software-Qualitätsmanagement und Software-Kompetenzmanagement. Zusammen mit seinem Schwesterinstitut in den USA bietet das Institut Prozesse, Methoden und Techniken an, um softwarebasierte Systeme nach ingenieurwissenschaftlichen Prinzipien zu entwickeln. Dabei verfolgt es einen empirischen Ansatz: Durch erprobte innovative Lösungen können Produkte, die auf Software basieren, messbar effizienter zur Marktreife geführt werden. Die Auftraggeber des IESE kommen aus Bereichen, in denen die Produkte wesentlich durch Software bestimmt werden: Automobil- und Transportsysteme, Telekommunikation, Telematik und Service-Provider, Medizinsysteme sowie Informationssysteme und Anwendungen im öffentlichen Sektor. Das Institut unterstützt Firmen jeder Größe. Zugleich spielt die öffentliche Hand als Projektpartner eine wichtige Rolle. Das Fraunhofer IESE steht unter der Leitung der Professoren Dieter Rombach und Peter Liggesmeyer. Es gehört zu den 56 Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, die als größte Organisation für angewandte Forschung in Europa zur nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit beiträgt.

Systemunterstützungszentrum Eurofighter (SUZ EF)

Das SUZ EF ist eine Kooperation zwischen EADS Military Air Systems und der Deutschen Luftwaffe am EADS-Standort Manching für die nationale Systemunterstützung in der Nutzung des von vier Nationen entwickelten Waffensystems Eurofighter. Das SUZ EF betreibt einen zentralen User Help Desk für alle technischen Anfragen und Störungsmeldungen für das Waffensystem aus dem Bereich der Luftwaffe, für die in der Folge technische Lösungen bereitzustellen sind. Weitere Schwerpunktaufgaben sind unter anderem die Weiterentwicklung des Systems für den industriellen Bauanteil der EADS, die militärische Pflege und Änderung von ausgewählten, operationell entscheidenden Softwareanteilen des Flugzeugs sowie die Ausbildung von Systemingenieuren der Luftwaffe. Die kooperative Einrichtung besteht seit April 2003 und wird kontinuierlich ausgebaut. Hier arbeiten Ingenieure der Industrie und Soldaten (in der Regel Offiziere mit abgeschlossenem Hochschulstudium) zur Wahrnehmung der gemeinsamen Aufgabe eng zusammen. Der Personalstamm besteht aus rund 90 Mitarbeitern/Soldaten.

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Zertifikatsübergabe (v.l.): Oberstleutnant Michael Pirang und Dipl.-Ing. Stephan Miegel vom Eurofighter-Projekt, der Clausthaler Prof. Andreas Rausch sowie Dr. Jürgen Münch und Dipl.-Brmst. Andreas Schlichting vom Fraunhofer Institut.