Da die Klimaproblematik an den Grenzen der Europäischen Union nicht Halt macht, ging der Aufruf für dieses EU-Forschungsvorhaben auch an Länder in den ehemaligen GUS-Staaten. „Die Europäische Union wünscht sich eine zügige Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis, das gilt genauso für die teilnehmenden Nicht-EU-Länder“, sagt Dr. Georgia Sourkouni-Argirusi, die das Projekt an der TU Clausthal leitet. So ist ein Gasturbinen-Hersteller aus Russland ebenso einbezogen wie weitere Einrichtungen aus Russland, Armenien und Weißrussland. Zum Auftakt des völkerverbindenden Vorhabens, das sich über drei Jahre erstreckt, hatten sich die Wissenschaftler und Industrievertreter im Januar in der griechischen Stadt Chalkida getroffen.
Wo genau setzt das Projekt nun an, um den CO2-Ausstoß zu verringern und die Energieeffizienz zu erhöhen? „Es geht um die Herstellung von hochtemperaturbeständigen keramischen Beschichtungsmaterialien für Gasturbinen, die etwa in Flugzeugen, Kraftwerken oder Schiffsantrieben eingesetzt werden“, erläutert Dr. Sourkouni-Argirusi. Die Beschichtungen sollen eine höhere Betriebstemperatur von bis zu 1500 Grad zulassen, damit den Wirkungsgrad der Turbine verbessern und so den Schadstoffausstoß herabsetzen. Außerdem soll die Lebensdauer der Bauteile erhöht werden.
Um dies zu erreichen, haben die Forscher aus ganz Europa einiges vor: sie müssen die Beschichtung entwickeln, dazu die neuen Materialien und Bauteile herstellen und testen sowie eine Modellierung und Simulation der Ergebnisse voranbringen. Gemeinsam arbeiten Nanotechnologen, Werkstoffwissenschaftler, Software-Spezialisten, Verbrennungsexperten und Konstrukteure daran, den Einfluss der neuen Materialien auf den Verbrennungsprozess und mögliche veränderte Bauteilkonstruktionen zu untersuchen.
Dr. Soukouni-Argirusi, die 1982 aus Zypern zum Studieren an die TU Clausthal gekommen war, forscht mit ihrer Arbeitsgruppe „Funktionale Schichten“ an Aspekten der Materialherstellung und Beschichtung. Daneben beschäftigen sich die Harzer Forscher mit der Charakterisierung der Eigenschaften in Testversuchen. Somit werden wichtige Parameter für die Simulation ermittelt. Angesiedelt ist das Projekt zu einem Teil im Institut für Metallurgie, zum anderen im Energie-Forschungszentrum Niedersachsen in Goslar.
„Das Schöne ist: Wir kooperieren in diesem Vorhaben mit mehreren Partnern, die bereits in früheren EU-Projekten erfolgreich zusammen geforscht haben“, berichtet Georgia Soukouni-Argirusi. So kennt die Clausthaler Naturwissenschaftlerin den Projektkoordinator aus Chalkida, aber auch das griechische Keramik-Unternehmen Cereco und das renommierte russische „Boreskov Institute of Catalysis“ aus früheren Kooperationen, etwa dem EU-Projekt MatSILC zur Herstellung neuer Materialien für Hochtemperatur-Brennstoffzellen. Grundsätzlich arbeite das Konsortium bei dem neuen Projekt an einem Kernanliegen der EU: der Sicherung der Lebensqualität in Europa durch eine nachhaltige Energieversorgung und eine Senkung des CO2-Ausstoßes.
Projektpartner
Technological Educational Institute of Chalkida (Griechenland), Boreskov Institute of Catalysis (Russland), TU Clausthal, Powder Metallurgy Institute (Weißrussland), Institute for Physical Research (Armenien), Plasma Jet s.r.l. (Rumänien), MERL Ltd (Großbritannien), National Institute for Aerospace Research (Rumänien), Ceramics & Refractories Technological (Griechenland), NUMECA International S.A (Belgien), Open Source Management (Großbritannien) und OJSC „Aviadvigatel“ (Russland).
Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: 05323 - 72 3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de