Erstmals ist im Sommersemester eine Vorlesung komplett in dieser Qualität auf Video aufgezeichnet worden. Damit zählt die Harzer Universität bundesweit zu den Vorreitern auf diesem Gebiet, in Niedersachsen ist sie sogar führend.
Das war's! Nicht selten kommt in Vorlesungen, gerade bei komplexen Beweisführungen in der Mathematik, der Punkt, an dem Studierende den Herleitungen des Dozenten nicht mehr folgen können. Weiter mitschreiben oder nur zuhören? - das ist dann die Frage. Die TU-Studierenden der Lehrveranstaltung „Ingenieurmathematik II“ haben dieses Problem im Sommersemester entspannt betrachten dürfen. Denn die wöchentliche Vorlesung konnten sie nur wenige Tage nach der Live-Veranstaltung auf dem Server der Hochschule als Video nochmals Revue passieren lassen. Und zwar in einer solchen Qualität (1280 x 720 Pixel), die jede Formel auf der fußballtorbreiten Tafel deutlich erkennen lässt.
Dabei war die Tafel lange die Crux. Die Mitschnitte von Lehrveranstaltungen, mit denen an der TU vor acht Jahren begonnen wurde, bestanden bislang jeweils aus zwei Teilen: einem Video der Vorlesung sowie einer Powerpoint-Präsentation zur Erläuterung derselben. Die Mathematikdozenten hingegen vermitteln ihre komplizierten Herleitungen lieber an der guten, alten Tafel als mit Powerpoint. Die ganze Tafel wiederum war mit der herkömmlichen TV-Technik nicht leserlich zu überblicken. „Deshalb konnten wir die Mathematiker mit unseren Vorlesungsaufzeichnungen bisher nicht erreichen“, berichtet Hans-Ulrich Kiel, Leiter der Abteilung Multimedia im TU-Rechenzentrum.
Das ist nun anders. „Durch die neue Aufnahmetechnik in HD-Qualität ist das gesamte Tafelbild wirklich gut zu erkennen“, bestätigt Privatdozent Dr. Johannes Brasche. Anfangs war er ein wenig skeptisch, als Kameramann Stefan Zimmer und Mediengestalterin Anja Kaiser seine Vorlesung mit vier Kameras in Bild und Ton setzen wollten. „Wir konterkarieren den Verlauf nicht, sondern passen uns der Choreografie der Vorlesung unterstützend und ergänzend an“, erläutert Zimmer. Der Effekt, dass die Studierenden die Originalsitzung sausen lassen und nur noch Video gucken könnten, ist ebenfalls nicht eingetreten. „Die Zuhörerschaft ist im gesamten Semester auf gutem Niveau geblieben“, sagt Brasche, „die Studierenden wollen die Live-Veranstaltung und den Austausch mit Kommilitonen nicht missen.“
Die Vorteile der allzeit verfügbaren Vorlesung im Netz liegen „neben der besseren Nachbereitung besonders in der Klausurvorbereitung“, meint Maschinenbaustudent Sebastian Böhm. Gerade auch für internationale Studierende, die neu in Deutschland sind, kann die Aufzeichnung sehr hilfreich sein. Dass die Hörerschaft überhaupt auf diesen hochwertigen Service zurückgreifen kann, ist der Ausstattung im Physik-Hörsaal zu verdanken. Vor zwei Jahren wurde er für 350.000 Euro mit modernster Multimedia-Technologie inklusive Riegeraum ausgestaltet. Da inzwischen auch die meisten Studierenden schnelle Internetanschlüsse haben und HD-Formate abspielen können, gilt für das Experiment der ersten Vorlesungsaufzeichnung in hochauflösenden Bildern: Es ist geglückt.
Vorlesungsaufzeichnungen siehe:
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