Erstmals arbeitet eine Archivarin an der TU Clausthal

Clausthal-Zellerfeld. Damit nichts vergessen wird: Das Universitätsarchiv der TU Clausthal ist das Langzeitgedächtnis der Hochschule. 1993 ins Leben gerufen und der Universitätsbibliothek (UB) angegliedert, ist es seit Jahresbeginn erstmals hauptamtlich besetzt: Diplom-Archivarin Teresa Haars kümmert sich um die Vergangenheit der Hochschule, die die Gegenwart und Zukunft der TU stets mitprägt.

Aber was kommt eigentlich aus dem Aktenschrank ins Archiv, und vor allem wann? Matrikel- und Vorlesungsverzeichnisse, Prüfungs- und Personalakten, dazu Urkunden, Karten, Datenbankinhalte, Baupläne, Risse, Siegel und Stempel, natürlich auch Fotos und Filme. Einer allein kann ein solches Sammelsurium nicht sichern. „Nur gemeinsam lassen sich die Erinnerungen an Ereignisse sammeln, die in hundert Jahren Geschichte und niemand mehr persönlich bekannt sein werden“, sagt Teresa Haars. Der Ablauf ist im Niedersächsischen Archivgesetz geregelt. Wird eine Akte geschlossen, kommt sie zunächst in die Altregistratur. Ist die vorgeschriebene Frist abgelaufen oder die letzte Bearbeitung 30 Jahre her, dürfen die Unterlagen nicht weggeworfen, sondern müssen dem Archiv angeboten werden.

Archiv oder Aktenvernichter?

Dort bewertet dann Frau Haars das Material auf dessen rechtswahrenden Charakter und historische Aussagekraft. Vor dem Aktenvernichter wird nur ein kleiner Teil der Unterlagen bewahrt. „Aus verschwommenen Erinnerungen soll anhand der Archivalien ein schärferes Bild entstehen können“, erklärt sie. Teresa Haars betont den Wert von Originalquellen. Ausgebildet an der Hochschule für Archivwissenschaft in Marburg, hat sie in der Universitätsstadt auch Geschichte studiert und im Hessischen Staatsarchiv gearbeitet.

An der TU Clausthal hat die gebürtige Niedersächsin einiges vor. Zunächst hat sie viel gelesen und gesichtet, um sich mit der mehr als 240-jährigen Historie der Harzer Hochschule vertraut zu machen. Nun will sie den Kontakt mit der Verwaltung und den Instituten verbessern. Ein ganz wesentlicher Gesprächspartner und Kenner der Universität ist Dr. Helmut Cyntha. Der ehemalige Leiter der Clausthaler Universitätsbibliothek – heute liegt diese Aufgabe bei Dr. Joachim Schüling – hat das Hochschularchiv aufgebaut und seit 2002 ehrenamtlich betreut.

Im Februar wurde das niedersächsische Archivinformationssystem Arcinsys eingeführt: eine Datenbank, in der die Titel der Archivalien nun sukzessive erfasst und online recherchiert werden können. Parallel wird das Clausthaler Magazin archivfachlich neu strukturiert. Dank der eingestellten Archivarin kann sich Dr. Cyntha in Zukunft mehr einem Kulturgut widmen, das ebenfalls in der UB untergebracht ist: der Calvörschen Bibliothek.

Papier ist zurzeit noch langlebiger als Dateiformate

Während das sehenswerte kirchliche Depositum in der ersten Etage betrachtet werden kann, befindet sich das Archiv in Kellerräumen. Neben Akten und Ordnern fallen dort auch eine Fahne und Talare ins Auge. „Wir benötigen schon jetzt mehr Platz und müssen die Lagerbedingungen verbessern“, erklärt Teresa Haars. Dabei zeigt sie einen Ordner, in dessen Innerem sich durch die stehende Lagerung die Blätter wellen. Auch Akten halten nicht ewig. „Gerade viel nachgefragte Unterlagen sollten digitalisiert vorliegen“, blickt die Neu-Clausthalerin voraus, „um die Originale zu schonen.“  Doch eine besondere Herausforderung unserer Zeit sind die digitalen Unterlagen, die mit einem Klick gelöscht werden können. Auch sie sind potenzielles Archivgut und werden häufig vergessen. Deshalb beschäftigen sich auch Archivare mit dem Thema der digitalen Langzeitarchivierung. Papier ist allerdings zurzeit noch wesentlich langlebiger als Dateiformate.

Aktuell haben viele Anfragen, die das Universitätsarchiv erreichen, mit ehemaligen Studenten oder Dozenten zu tun. Auch frühere Doktorarbeiten oder beispielsweise die Amtskette des Präsidenten, ein Geschenk zum 150-jährigen Bestehen der Preußischen Bergakademie zu Clausthal aus dem Jahr 1925, waren zuletzt von Interesse. Altes wird eben immer wieder neu entdeckt.  

 

Kontakt:
TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Arbeitet am Aktenberg der Bergakademie: Archivarin Teresa Haars. Foto: Ernst