Der Projektname „INZELL“ steht für „Netzstützung und Systemdienstleistungserbringung durch eine Industriezelle mit Inselnetzfähigkeit und Erneuerbaren Energien“. Geleitet wird das Forschungsvorhaben von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) zusammen mit der Max Bögl Wind AG (Oberpfalz). Es hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird mit einem Gesamtvolumen von 1,65 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Als Verbundpartner aus der Forschung unterstützen die Technische Universität Clausthal, die Technische Universität München und das Zentrum für angewandte Energieforschung Bayern das Projekt.
Weitere Industriepartner sind die Intilion GmbH, die Bayernwerk Netz GmbH, die Bredenoord BV, die Omicron electronics Deutschland GmbH und die Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH & Co. KG.
Die Projektbeteiligten wollen insbesondere untersuchen, wie unterschiedliche Energieerzeugungsanlagen, Speicher und Lastenmanagementsysteme optimal interagieren. Dabei soll einerseits der Inselnetzbetrieb einer Industriezelle der Firmengruppe Max Bögl – zählt zu den größten Bauunternehmen in Deutschland – im Falle von Versorgungsunterbrechungen ermöglicht werden. Andererseits soll dazu beigetragen werden, die Stabilität des öffentlichen Stromnetzes kostengünstiger sicherstellen zu können. „Industriebetriebe können einen essentiellen Beitrag zur Energiewende leisten und als Stabilitätsanker für ein zukünftiges zellulares und dezentrales Energiesystem dienen. Sie werden zunehmend als Schlüsselbaustein erkannt, die Energiewende kostengünstiger gestalten zu können“, so Josef Bayer von der Max Bögl Wind AG.
Neues Konzept wohl weltweit einmalig
In mehreren Feldversuchen wird im Rahmen des Projekts erprobt, wie die Energieversorgung nach einem Stromausfall wieder aufgebaut und der stabile Betrieb des Inselnetzes sichergestellt werden kann. Dazu wird das Zusammenspiel von im Industrienetz angeschlossenen Wind- und Photovoltaik-Anlagen der beteiligten Industrieunternehmen mit den Batteriespeichern untersucht. Eine Besonderheit liegt darin, dass hier die Verbrauchslast deutlich die Batteriespeicherleistung übersteigt und die Versorgung hauptsächlich direkt über die Wind- und Photovoltaik-Anlagen erfolgt. Bisherige Inselnetzbetriebskonzepte basieren auf einem Kraftwerk (z. B. Wasserkraftwerk) oder einem Batteriespeicher mit ausreichend großer gesicherter Leistung.
„Dies ist hier nicht der Fall, weshalb das neue Konzept unseres Wissens nach weltweit einmalig ist“, erklärt Professor Oliver Brückl (OTH Regensburg). „Nach unserer Recherche dürfte es zudem weltweit das erste Mal sein, dass sich ein Industriebetrieb dieser Größenordnung ausschließlich mit fluktuierenden erneuerbaren Energien im Inselnetzbetrieb selbst versorgen kann. Ziel ist es jedoch nicht, dass sich Betriebe grundsätzlich im Alltag ohne das öffentliche Netz selbst versorgen, sondern nur im Notfall sich weiterversorgen oder Fertigungsprozesse im Falle eines Versorgungsausfalls kontrolliert herunterfahren können. Vielmehr sollen derartige Managementsysteme dazu dienen, um weitere Potenziale zur Energiekostensenkung und Vermarktung von Dienstleistungen zur Netzstabilisierung zu identifizieren und zu nutzen“, so Brückl weiter. Deshalb sei es wichtig, dieses Problem sowohl von Netzbetreiber-, als auch von Industriebetreiberseite anzugehen, um effiziente und erfolgsversprechende Lösungen zu finden.
Clausthaler Know-how gefragt
Die TU Clausthal bringt sich insbesondere mit ihrem Know-how auf dem Gebiet der virtuellen Synchronmaschine (VISMA) ein. Sprecher seitens der Harzer Universität ist Professor Hans-Peter Beck vom Institut für Elektrische Energietechnik und Energiesysteme.
(mit allen Projektpartnern abgestimmte Pressemitteilung der OTH Regensburg)
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