„Wir müssen utopische Vorstellungen vermeiden“, sagte Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander zum Auftakt in der Goslarer Kaiserpfalz vor etwa 220 Gästen. Deshalb sei es wichtig, dass die Energiewissenschaftler gefragt werden, was umsetzbar ist und was nicht. Niedersachsen habe geografisch betrachtet bessere Voraussetzungen als andere Bundesländer, so der Minister.
„In Deutschland hat sich das Verhältnis der Menschen zu einem bestimmten Risiko, das sie bereit sind zu tragen, geändert“, sagte Katherina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, in ihrem Impulsreferat und bezog sich auf die derzeitige Situation in Japan. Wir seien Zeugen eines „furchtbaren Unglücks“ geworden. Dies habe auch zu einer politischen Veränderung in Deutschland geführt. Ein konsequentes Umsetzen des Energiekonzeptes der Bundesregierung sei nötig, doch müsse man auch prüfen, ob es mit „erhöhter Geschwindigkeit“ machbar sei. Ein wunder Punkt sei nach wie vor die Akzeptanz bei den Menschen vor Ort, die Windparks, Stromleitungen und Co „nicht vor der eigenen Haustür“ haben möchten.
Die Probleme eines Energiekonzerns sind noch ganz andere. Professor Fritz Vahrenholt, Chef des RWE-Tochterunternehmens Innogy GmbH, sprach von Tierarten wie Seetaucher und Schweinswal, deren Überleben durch riesige Offshore-Windparks auf See gefährdet sei. Doch: Keine Windparks bedeuten weniger Erneuerbare Energie. „Wir müssen abwägen, welche Opfer wir bereit sind zu bringen“, sagte Vahrenholt. Die Frage sei nicht „ob“, sondern „wie“ die Umstellung zu bewerkstelligen ist.
Im Anschluss verteilten sich die Teilnehmer auf die sechs Fachforen. In einem Interaktiven Workshop diskutierten 100 Fachleute, wie der Übergang in Etappen gestaltet werden könne. Das Ergebnis: Konkrete Thesen für 2020, 2030 und 2050. „2020 sollten konsistente, verlässliche politische Rahmenbedingungen geschaffen sein“, fasste EFZN-Chef Professor Hans-Peter Beck zusammen. Für 2030 sei dann ein Ziel, marktfähige Speicher wie zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke und chemische Speicher verstärkt zu fördern, um die Atomenergie vollständig abzulösen. Bis 2050 gelte es, Erfahrungen aus der Umstellung zu sammeln und diese für konkrete Schritte zum Umbau der Kraftwerkparks und eine langfristige Zieldefinition zu nutzen. „Für die nächsten Niedersächsischen Energietage könnte das Thema lauten: Politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz“, sagte Beck und kündigte an: „Die ausführlichen Ergebnisse der Energietage werden in einer Broschüre demnächst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.“
Die Niedersächsischen Energietage 2011 des EFZN wurden vom Land Niedersachsen, den Unternehmen Siemens, E.ON Avacon und Baker Hughes sowie Exxon Mobile, GeoEnergy Celle e.V., Felswerke Goslar, HarzEnergie und der Stadt Goslar unterstützt.
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