Sogar Kinder und Enkelkinder waren an diesem Festtag dabei: Im repräsentativen „Weißen Saal“ des Oberbergamtes haben 17 ältere Herren, die 1959 an der damaligen Bergakademie Clausthal ihren Abschluss als Ingenieur gemacht haben, nun das diamantene Diplom der TU Clausthal überreicht bekommen. Die Jubilare zeigten sich bei der Übergabe durch Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner gerührt.
1959 war das Jahr, in dem in Kuba Fidel Castro an die Macht kam, in Deutschland übergab Theodor Heuss das Bundespräsidentenamt an Heinrich Lübke und der technische Fortschritt erlaubte es erstmals, dass hierzulande Raser per Radarfalle überführt wurden. „Ende der 1950er-Jahre begann die Kohlekrise. Inzwischen ist der Steinkohlebergbau in Deutschland ausgelaufen, aber die TU Clausthal ist immer noch eine sehr gute, international anerkannte Ausbildungsstätte.“ Dies sagte Diplom-Ingenieur Klaus Söntgerath, Leitender Bergdirektor des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, als er die Gäste begrüßte. Vor 60 Jahren seien Bergbauprojekte in erster Linie in punkto Wirtschaftlichkeit betrachtet worden, heute stünden Umweltfragen im Fokus.
Professor Schachtner schlug ebenfall den Bogen von der Gegenwart in die Historie. So studierten in Clausthal 1959 rund 1450 junge Menschen, nur ein Prozent davon waren Frauen und der Anteil der ausländischen Studierenden lag bei 10 Prozent. Heute sind mehr als 4000 Studierende eingeschrieben, ein Viertel davon sind Frauen und mehr als 38 Prozent internationaler Herkunft. Die aktuelle TU Clausthal beschäftige sich mit Technologien und Methoden zum nachhaltigen Management der Ressourcen Energie – Material – Information, und zwar vor dem Hintergrund der „Circular Economy“, der Kreislaufwirtschaft, so der Präsident. Als unabdingbares Querschnittsthema werde dabei die Digitalisierung begriffen.
Auch im Bereich der Geotechnik schreitet die Digitalisierung voran. Dies wurde im Festvortrag „Herausforderungen in der Geotechnik – ein Rückblick und ein Ausblick“ von Professor Norbert Meyer deutlich. Dagegen verlief das Studium der Jubilare analog. Viele gaben Anekdoten von damals zum Besten. Diplom-Ingenieur Helmut Pieper berichtete: „Mein Vater, der auch in Clausthal studiert hatte, hat mich nach meinem Abschluss gefragt: Helmut, warum hast du dich mit dem Studieren bloß so beeilt? Das ist doch die schönste Zeit des Lebens!“ Ein Kommilitone betonte mit Blick auf seine Alma Mater: „Wer schaffen will, muss fröhlich sein.“ Diplom-Ingenieur Fritz Schauffele unterstrich stellvertretend für alle Absolventen von 1959 die große Verbundenheit zur Hochschule: „Wir sind stolz darauf, zu diesem Leistungszentrum an Lehre, Forschung und Entwicklung dazuzugehören.“ Es gelte: einmal Clausthaler, immer Clausthaler.
Der Dank der Jubilare galt allen, die sich um die Veranstaltung verdient gemacht hatten, insbesondere Organisatorin Andrea Langhorst vom Alumni-Management. Finanziell hatte der Verein von Freunden der TU die akademische Feierstunde unterstützt. Begleitet von Felix Müller am Akkordeon sangen alle zum Abschluss das Steigerlied. Der 94-jährige Dr.-Ing. Gustav Mahn kannte noch jede Strophe auswendig. Er war 1959 in Clausthal promoviert worden und damit der einzige der Gruppe, der für die diamantene Promotion ausgezeichnet wurde.
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