Drittes Metallurgen-Kolloquium erfolgreich verlaufen

Clausthal-Zellerfeld. Stahl wird auch in den kommenden Jahrzehnten weltweit einer der führenden Werkstoffe bleiben. Diese Überzeugung äußerten die rund 175 Teilnehmenden des Clausthaler Metallurgie-Kolloquiums, die aus dem gesamten Bundesgebiet und Mitteleuropa angereist waren. Die Konferenz, zum dritten Mal vom TU-Institut für Metallurgie ausgerichtet, stand unter dem Motto „Werkstoff- und Prozessdesign in Simulation und Experiment“.

„Die Branche befindet sich aufgrund der Auswirkungen der Globalisierung, CO2-Emissionen, Energiewende und Digitalisierung vor herausfordernden Zeiten“, leitete Professor Karl-Heinz Spitzer die Tagung ein. Der aktuelle Leiter des Metallurgie-Instituts sprach von einem „Innovationsdruck in der metallerzeugenden und metallverarbeitenden Industrie“. Dies wertete er auch als Chance, sich besser positionieren zu können.

Der europäische Markt leidet weiter unter den Überkapazitäten in China, dem weltweit größten Stahlproduzenten, sagte Dr. Hans Fischer im Eröffnungsvortrag. Der Hauptgeschäftsführer des Stahlherstellers Tata Steel Europe sieht aber auch positive Zeichen. Seine Prognose: Insbesondere in Indien werde die Nachfrage nach Stahl in den kommenden Jahren um bis zu sechs Prozent steigen, und auch in den USA sowie Europa nehme der Bedarf künftig wieder leicht zu. Steigenden Stahlverbrauch erwartet Fischer im Automotivbereich, der Bauindustrie und im Maschinenbau. Der Manager, der bereits bei der Salzgitter AG und ThyssenKrupp AG beschäftigt war und Ehrendoktor an der TU Clausthal ist, plädierte für eine offensive Strategie: „Neue Produkte entwickeln, innovativ sein und die Kunden an uns binden - das könnte ein Weg sein.“ In Hinblick auf die Klimaziele meinte er: „Wir müssen handeln und langfristig dafür sorgen, dass der CO2-Ausstoß weniger wird.“ So habe sich der Tata-Konzern das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 etwa 60 bis 80 Prozent weniger CO2 auszustoßen.

Vier Millionen Arbeitsplätze hierzulande „stahlintensiv“

Den Fokus auf den hiesigen Produktionsstandort gerichtet, sagte Frank Koch aus der Geschäftsführung der Georgsmarienhütte Holding: „Deutschland ist heute vor allem ein Standort für technologisch führende, hochwettbewerbsfähige Stahlhersteller.“ Mit einer Produktion von jährlich etwa 43 Millionen Tonnen ist die Bundesrepublik siebtgrößter Stahlhersteller der Welt. Rund vier Millionen Arbeitsplätze in der deutschen Industrie seien „stahlintensiv“. Perspektivisch unterstrich Koch: „Die weitere Erforschung und Entwicklung hochinnovativer und vor allem nachhaltiger Lösungen ist und bleibt ein Kernfaktor für den Erfolg der deutschen Stahlindustrie.“

Zu Beginn der Tagung hatte Universitätspräsident Professor Thomas Hanschke die Bedeutung der Metallurgie hervorgehoben: „Materialwissenschaft und Werkstofftechnik an der TU Clausthal sind national wie international ausgewiesen und gehören zu den wichtigen Feldern unserer Universität.“ In der Forschung finde sich der Bereich insbesondere im neuen Schwerpunkt „Neuartige Materialien und Prozesse für wettbewerbsfähige Produkte“ wieder. Neue Professorenstellen sollen laut Masterplan der Universität für dieses Gebiet geschaffen werden, beispielsweise „Werkstoffdesign mit Schwerpunkt Stahl“ und „Nichteisenmetallurgie“.

Leistungen verdienter Professoren gewürdigt

Nach den übergreifenden Plenarvorträgen standen am zweiten Tag des Kolloquiums Fachreferate an. Themenschwerpunkte bildeten Thermochemie und Mikrokinetik, metallurgische Prozesstechnik, Gießereitechnik und Werkstoffumformung. Daneben gab es einen Metallurgenabend im Glück-Auf-Saal. In diesem Rahmen wurden die Leistungen des im Jahr 2015 in den Ruhestand getretenen TU-Professors Rainer Schmid-Fetzer ebenso gewürdigt wie die von drei weiteren ehemaligen Professoren des Instituts für Metallurgie: Wolfgang Pluschkell, Klaus Schwerdtfeger und Klaus Koch. Alle drei Professoren hatten seit dem letzten Metallurgie-Kolloquium vor drei Jahren ihren 80. Geburtstag begangen.

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Sieht es für die europäische Stahlbranche nach schwierigen Zeiten auch wieder ein bisschen aufwärts gehen: Dr. Hans Fischer, Hauptgeschäftsführer des Unternehmens Tata Steel Europe und Ehrendoktor an der TU Clausthal. Foto: Ernst