Chinas Botschafter in Deutschland, Canrong Ma, hob in seiner Eröffnungsrede den Umweltschutz als ein zentrales Anliegen der Regierung in Peking hervor. Sein Land, erklärte Ma, stellt mit 1,3 Milliarden Einwohnern etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung, der Pro-Kopf-Ausstoß von Kohlendioxid liege derzeit bei einem Drittel des Durchschnittswertes westlicher Nationen. Da die Wirtschaft in China pro Jahr um etwa 10 Prozent und der Energieverbrauch um rund 5,5 Prozent wachse, „ist die unterirdische Lagerung der zunehmenden Treibhausgase ein sehr wichtiges Thema“, unterstrich der Botschafter. Von der Wissenschaft wünschte er sich Konzepte.
Leere Salzstollen, Öl- und Erdgasfelder als Lagerstätten
Der weltweit größte Verursacher von energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen sind noch die USA, gefolgt von China, Russland, Japan und Indien. Auf Platz sechs steht Deutschland, das damit in Europa am meisten Treibhausgase produziert. Mittel- bis langfristig sollen hierzulande fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Steinkohle, die in der Stromerzeugung Kohlendioxid freisetzen, mehr und mehr durch alternative Energieträger ausgetauscht werden. Eine kurzfristigere Möglichkeit, das Kohlendioxid von der Atmosphäre fern zu halten, wäre, es nach der Verbrennung aufzufangen und im Untergrund einzulagern. Als Lagerstätten bieten sich leere Salzstollen oder erschöpfte Öl- und Gasfelder an.
Beispielsweise in Norwegen wird seit Jahren nach modernen Entsorgungstechnologien geforscht. In Deutschland widmet sich unter anderem das europäische Projekt „CO2Sink“, das die Workshop-Teilnehmer in den nächsten Tagen in Ketzin bei Potsdam besuchen werden, der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid. „Noch ist allerdings keines der Verfahren industriereif“, sagte der Clausthaler Privatdozent Dr. Michael Z. Hou, der die Konferenz in Goslar organisierte. Der deutsch-chinesische Gedankenaustausch, an dem vier Universitätspräsidenten aus Fernost mitwirkten, „sollte auf Probleme aufmerksam machen, Anstöße geben und Brücken schlagen“, erläuterte Hou. Passend dazu teilte die Bundesregierung in dieser Woche mit, dass sie Technologien zur langfristigen Einlagerung von Kohlendioxid unterstützt und bis 2020 auf ein marktreifes Verfahren hofft.
Fantastische Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher Ebene
Konkretes Ziel des Workshops in Goslar war es, weitere Kooperationsprojekte zwischen beiden Teilnehmer-Ländern anzuschieben. Ein gemeinsames Institut, das Chinesisch-Deutsche Energieforschungszentrum, haben der Clausthaler Universitätspräsident Professor Edmund Brandt und Professor Heping Xie, Chef der Sichuan Universität, bereits 2006 in Chengdu eröffnet. „Auf wissenschaftlicher Ebene läuft die Zusammenarbeit fantastisch, auf politischer Ebene sind festgeschriebene Klimaziele noch ein Problem“, sagte Dr. Hou.
Beleg für den guten Wissenschaftsaustausch war das herzliche Wiedersehen zwischen Zhimin Du, der Präsidentin der Südwest Erdöl Universität, und ihren deutschen Professoren-Kollegen Günter Pusch und Claus Marx. Frau Du hatte zwischen 1985 und 1988 ein Aufbaustudium an der TU Clausthal absolviert. Bewegte sich die Zahl chinesischer Gäste im Oberharz damals in kleinerem Rahmen, kommen heutzutage 20 Prozent der Clausthaler Studierenden aus dem Reich der Mitte, der Spitzenwert unter deutschen Hochschulen.
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