Der Rahmen ist beeindruckend: Auf der Lindauer Nobelpreisträgertagung bekommen rund 600 ausgewählte Nachwuchswissenschaftler:innen die Chance, sich eine Woche lang mit 35 Nobelpreisträger:innen aus aller Welt austauschen. Begrüßt werden die Teilnehmenden von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, auf dem Eröffnungskonzert am 26. Juni spielen die Wiener Philharmoniker. „Die Vorfreude auf die Tagung ist bei mir schon riesig, denn es ist eine einmalige Gelegenheit so viele inspirierende und erfahrene Wissenschaftler:innen zu treffen“, sagt Christian Leppin, Doktorand am Institut für Physikalische Chemie der TU Clausthal.
Wie hat es der Clausthaler geschafft, dass er zu dieser ganz besonderen Tagung – Motto „Lehren. Inspirieren. Vernetzen“ – eingeladen worden ist? Die TU-Fakultät für Natur- und Materialwissenschaften hatte ihn für das mehrstufige Bewerbungs- und Nominierungsverfahren vorgeschlagen. „Wichtig für den Erfolg der Bewerbung war neben den Referenzschreiben die Publikationserfahrung. Viele unterschiedliche Anwendungen unserer optimierten Schwingquarzmikrowaage im Bereich der Elektrochemie, der biophysikalischen Chemie sowie der Materialwissenschaften oder der analytischen Chemie waren zum Zeitpunkt meiner Bewerbung bereits publiziert“, berichtet Leppin.
Der Nachwuchswissenschaftler, der an der TU Clausthal Chemie und danach im Masterstudiengang Angewandte Chemie studiert hat, gehört dem Arbeitskreis von Prof. Diethelm Johannsmann an. Das Team beschäftigt sich vor allem mit Grenzflächen und weicher Materie an Grenzflächen. Insbesondere die Sensorik mit Hilfe von akustischen Resonatoren ist ein Hauptarbeitsgebiet der Gruppe. In der analytischen Anwendung wird hierzu die Schwingquarzmikrowaage eingesetzt. In seiner Promotion befasst sich Christian Leppin seit April 2020 mit einer in Bezug auf Zeit- und Frequenzauflösung verbesserten Schwingquarzmikrowaage. „Dazu wird von uns ein neues Verfahren, die Multifrequenz-Lockin-Verstärkung, genutzt, um den Schwingquarz auszulesen“, berichtet er. Als Folge daraus kann die Präzision dieser Mikrowaagen spürbar gesteigert werden.
Auf der diesjährigen Nobelpreisträgertagung in Lindau am Bodensee liegt der Schwerpunkt auf der Wissenschaftsdisziplin Chemie. Deshalb wird auch Prof. Stefan Hell dabei sein, der Chemie-Nobelpreisträger von 2014 aus Göttingen. „Ich freue mich auf die Diskussionsrunden und Vorlesungen der Nobelpreisträger:innen“, sagt Leppin. Zudem sei es sehr spannend, die Sichtweisen dieser herausragenden Forschenden und der anderen Teilnehmenden zu aktuellen Themen kennen zu lernen, etwa zu Energieversorgung und -speicherung, zum Nutzen künstlicher Intelligenz in der chemischen Forschung oder zu nachhaltigen Materialien.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1951 haben sich die Lindauer Nobelpreisträgertagungen zu einem einzigartigen internationalen Wissenschaftsforum entwickelt. Die jährlichen Tagungen bieten die Möglichkeit zum Austausch verschiedener Generationen, Kulturen und Disziplinen. Es waren die Lindauer Ärzte Franz Karl Hein und Gustav Wilhelm Parade, die mit der Idee einer Nobelpreisträgertagung an Graf Lennart Bernadotte von Wisborg herantraten und sie mit ihm umsetzten – seit 1953 unter Beteiligung junger Wissenschaftler:innen. Rund 35.000 Student:innen, Promovierende und Post-Docs haben seitdem teilgenommen und bleiben danach ständige Mitglieder des Lindauer Alumni-Netzwerks und Botschafter:innen des wissenschaftlichen Dialogs.
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