Die internationalen Studierenden des Masterstudiengangs „Mining Engineering“ machten sich ein umfassendes Bild von den Hunderte Meter langen Stollen und mächtigen Räumen, die bis vor einigen Jahren noch „Streng geheim“ gewesen waren. Sie erforschten insbesondere das Verhalten von Luftströmen im Innern der ehemaligen Armeefestung. Denn auf der Wetterscheide Gotthard zirkuliert Frischluft je nach Föhn- oder Bisenlage anders durch die Kavernen. Durch das bessere Verständnis dieser unterirdischen Luftströme kann die Feuchtigkeit in den Stollen einfacher kontrolliert und die Steuerung von Zu- und Abluft optimiert werden.
„Im Rahmen des Projektes haben die Studierenden selbstständig an dem komplexen realen Problem von der Planung über die Umsetzung bis zur Präsentation gearbeitet. Den Höhepunkt bildete die Tätigkeit direkt am Gotthard, bei der die Studierenden als Team sehr gut zusammengearbeitet und sich toll ergänzt haben - ein außergewöhnliches Erlebnis mit etwas Abenteuercharakter.“ So fasste Dr. Elisabeth Clausen vom Institut für Bergbau die Tage im mythenumwobenen Gotthard zusammen. Die Expedition war Teil der Lehrveranstaltung „Mine Ventilation and Climatisation - Advanced Level“ und stand unter ihrer Leitung.
Clausthal-Zellerfeld und die Gotthard-Region liegen 800 Straßenkilometer auseinander. Wie war der Kontakt zum Museum „Sasso San Gottardo“ entstanden? Durch Recherchen seien die Schweizer auf die renommierte Technische Universität Clausthal und die Abteilung für Maschinelle Betriebsmittel und Verfahren im Bergbau unter Tage, die von Professor Oliver Langefeld geleitet wird, aufmerksam geworden. Zumal am Bergbauinstitut ein Forschungsschwerpunkt im Bereich der Wettertechnik und Klimatisierung liegt. „Wir haben schnell gemerkt, dass eine Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil sein kann“, berichtete Dr. Clausen. In der Folge wurde das Projekt am Sassa San Gottardo in die Lehrveranstaltung integriert und mithilfe von Studienqualitätsmitteln finanziell unterstützt.
Direkt am Gotthard erhoben die Studierenden dann spezifische Messdaten und entwarfen anhand von Computersimulationen Lösungsansätze. Das interdisziplinäre Team, besetzt mit Studierenden von vier Kontinenten, kommunizierte eng mit den Beteiligten von „Sasso San Gottardo“. Auch die Ergebnispräsentation erfolgte unter Tage. „Möglicherweise“, blickte Elisabeth Clausen voraus, „werden wir das Projekt weiterführen.“
Damian Zingg, Leiter des Museums in der legendären Festung, war sehr beeindruckt von der Intensität, mit der die Studierenden forschten. „Gerne stellen wir die Stollen und Kavernen tief im Innern des Gotthards für weitere Forschungsarbeiten zur Verfügung.“ Auch die Studierenden zogen ein positives Fazit. Neben fachlichen Erkenntnissen empfanden viele die Multinationalität der Gruppe und die damit verbundenen unterschiedlichen Herangehensweisen und Lösungsansätze als Gewinn. „Diese Erfahrung“, betonte etwa Daniel Senayah aus Ghana, „wird mir später helfen, in einem internationalen Team zu arbeiten.“
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