Clausthaler Minensuch- und Ortungssysteme in Berlin ausgezeichnet

Clausthal-Zellerfeld. Alle 15 Minuten tritt irgendwo auf der Welt ein Mensch auf eine Landmine. Viele sterben an ihren Verletzungen. An der Technischen Universität (TU) Clausthal und am benachbarten Umwelttechnik-Institut (CUTEC) sind unabhängig voneinander zwei Minensuchsysteme entwickelt worden, mit denen die lebensbedrohlichen Sprengkörper in Zukunft sicherer und schneller geräumt werden können. Für diesen wissenschaftlichen wie humanitären Beitrag ist zwei Clausthaler Forschern in Berlin vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) der mit 10.000 Euro dotierte „Technologiepreis der wehrtechnischen Industrie“ verliehen worden.

Angaben der UNO zufolge liegen weltweit mehr als 110 Millionen Tretminen in 70 Ländern im Boden vergraben. Die Suche danach mit herkömmlichen Metalldetektoren ist aufwendig und nicht frei von Fehlern. Hier setzt das unter Leitung von apl. Professor Matthias Reuter entwickelte System „Zuverlässig Minen finden“ an. Mit Hilfe neuartiger auf Computerintelligenz basierender Verfahren werden Metalldetektorsignale optimal ausgewertet und die Minen mit neuronalen Netzen identifiziert. Auf diesem Gebiet forscht Professor Reuter außer im CUTEC auch erfolgreich im Institut für Informatik der TU Clausthal.

Prototyp der Laser-Minensuchnadel kostet 50.000 Euro

Beim anderen Clausthaler Ansatz, der „Laser-Minensuchnadel“, ermöglicht eine miniaturisierte Lasertechnologie im Erdreich verborgene Gegenstände sofort präzise zu identifizieren. Der große Vorteil dieses Konzeptes besteht darin, dass es an die bisherige Praxis anknüpft und damit beim Räumungspersonal Akzeptanz genießt. Denn die neuartige Technologie ist quasi in eine konventionelle Minensuchnadel eingepflanzt worden. Ein Prototyp des Gerätes kostet rund 50.000 Euro. Entwickelt wurde die Laser-Minensuchnadel von einem Team um Professor Wolfgang Schade im LaserAnwendungsCentrum (LAC) der TU Clausthal. Für die Auswertung der Daten der Lasersuchnadel - und hier befindet sich die Schnittstelle der beiden Clausthaler Systeme - werden die neuronalen Netze von Professor Reuter eingesetzt. Unterstützt wurde dieses Minensuchprojekt, das vom Verteidigungsministerium finanziell gefördert wird, auch vom Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk-, Explosiv- und Betriebsstoffe der Bundeswehr.

Nicht zuletzt Gespräche am Rande der Preisverleihung im Haus der Wirtschaft in Berlin haben die Dimensionen der beiden Entwicklungen, die sich in Zukunft sicher synergetisch ergänzen, noch einmal aufgezeigt und verdeutlicht: Es besteht weiterer Forschungsbedarf. „Wir müssen die entwickelte Technologie nun auf Roboter setzen, damit künftig eine voll automatisierte Minensuche möglich ist“, sagt Physiker Schade. Außerdem könnte das Modell eines Tages über das Aufspüren militärischer Sprengsätze hinaus eingesetzt werden, beispielsweise um Terroranschlägen zu vermeiden, indem etwa Kofferbomben frühzeitig erkannt werden.

LaserAnwendungsCentrum wird vom Bundesforschungsministerium gefördert

Auf dem Gebiet der chipbasierten Laser-Sensortechnologie für Sicherheitsforschung gilt die TU Clausthal in der Branche inzwischen als akzeptierter Partner. So erhält das LaserAnwendungsCentrum seit Oktober 2007 für die nächsten drei Jahre aus einem Verbundprojekt des Bundesforschungsministeriums 730.000 Euro. Seitens der EU steht ebenfalls eine größere Förderung bevor. Und in Hinblick auf das in Goslar entstehende Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) kann sich Professor Schade eine Verbindung der Themen Sicherheit und Energie gut vorstellen. Sein Ansatz: An der TU Clausthal wird miniaturisierte Lasersensorik entwickelt, die beispielsweise Kraftwerke vor Anschlägen bewahrt oder die Hochspannungskabel von Windkraftanlagen vor Überlastungen schützt. Für das preisgekrönte Team um Professor Schade mit Dr. Christian Bohling (Secopta GmbH), Dr. Gerhard Holl (Bundeswehr), Dr. Dirk Scheel und Konrad Hohmann (beide TU Clausthal) bleibt also noch einiges zu tun.

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Geehrt für Technologie, die Leben schützt: apl. Professor Matthias Reuter (4.v.l.) und Professor Wolfgang Schade (6.v.l.).