Die Arbeitsgruppe von Professor Jörg Müller steckt derzeit jede Minute in das Projekt „Product Collaboration Platform“, ein System, das die Produktentwicklung der Zukunft unterstützt. „Der Auftritt auf der Messe bedeutet eine große Herausforderung, Motivation und Chance, da soll alles stimmen“, sagt der Informatiker und Institutsleiter. Worum geht es bei dem Forschungsprototypen? Bisher seien industrielle Produktentwicklungen weitgehend durch zentrale, unflexible Kommunikationsprozesse geprägt. „Unternehmen agieren gerade in der frühen Phase einer Produktentwicklung wie im Blindflug, Potenziale im Bereich Technologie, Kosten, Zeit oder Qualität werden nicht systematisch ausgeschöpft“, sagt Professor Müller. Dank Clausthaler Informationstechnologie könnten Firmen künftig weltweit kollaborieren, neue Erzeugnisse würden das Ergebnis eines effizienten, globalen Austauschs sein.
Was die Harzer in Hannover präsentieren, lässt sich gut am Beispiel der Automobilindustrie illustrieren. Entscheidendes Know-how bei der Entwicklung eines neuen Fahrzeugs liegt heute bei den Zulieferern. So besteht der Smart Roadster etwa zu 90 Prozent aus Teilen der Zulieferindustrie. Um bei neuen Modellen beste Technologie für möglichst wenig Geld zu bekommen, ist bei der Entwicklung ein virtueller, weltweiter Austausch vonnöten, ohne das andererseits Betriebsgeheimnisse preisgegeben werden. Diesen sicheren, globalen Marktplatz liefert die „Product Collaboration Platform“. Anhand eines konkreten Anwendungsbeispiels wollen die Clausthaler Wirtschaftsinformatiker den Messebesuchern die Vorteile ihres Systems verdeutlichen. Es ist flexibel, unabhängig, robust und dezentral einsetzbar. „Wir möchten zeigen, bei uns läuft was“, sagt Projektleiter Patrick Stiefel, „und dadurch Partner für unsere Idee gewinnen.“
Projekt Rettungsassistenzsystem kann Leben retten
Ein Gewinn im Katastrophenfall soll das zweite Projekt sein, das Clausthaler Informatiker auf der CeBIT präsentieren. Kommt es beispielsweise bei einem Terroranschlag, Zugunglück oder Chemieunfall zu vielen Verletzten, ist es schwierig, die Rettungskräfte zu koordinieren. Hier hilft das Rettungsassistenzsystem, das am Lehrstuhl von Professor Andreas Rausch (Software Systems Engineering) entwickelt worden ist. Dabei werden zunächst von allen Unfallbeteiligten mit einer Sensoreneinheit Daten wie Puls, Blutdruck, Blutsauerstoffgehalt, aber auch Altersklasse und Schwere der Verletzung erfasst und ständig überwacht. Diese Informationen werden elektronisch an die Einsatzleitung übermittelt. Die Leitung wiederum steht in permanentem Kontakt mit Notärzten, Sanitätern sowie Feuerwehrleuten und kann so deren lebensrettenden Einsatz besser planen.
Um die verschiedenen informationstechnischen Komponenten beim Rettungsassistenzsystem zusammenzuführen, ist auf die DAiSI-Middleware zurückgegriffen worden, die an der TU Clausthal entwickelt wurde. Der Nutzen einer computergestützten Rettungsaktion liegt auf der Hand. „Unser System“, erläutert Projektleiter Mirco Schindler, „ermöglicht den reibungslosen Informationsfluss und dient als Ergänzung zum Sprechfunk. Die Einsatzleiter haben präzisere Angaben über Anzahl, Lage und Verletzungsgrad der Opfer, so dass Rettungseinheiten und -geräte zielgerichteter eingesetzt werden können.“ Partner des Projektes ist unter anderem das Deutsche Rote Kreuz.
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TU Clausthal
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Christian Ernst
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