Lithium-Ionen-Batterien (LIB) haben aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Energie- und Leistungsdichte sowie der langen Lebensdauer Einzug in fast alle Bereiche des täglichen Lebens gefunden. Mit der weiten Verbreitung sind, trotz dieser grundsätzlich sicheren Technologie, Schadensfälle nicht komplett auszuschließen. Fertigungsfehler, Druck und Stöße, zu hohe Temperaturen oder Fehlbetrieb können in seltenen Fällen zu Bränden oder Explosionen führen, wobei auch Gase austreten können. Feuerwehren und auch andere Organisationen, die sich mit der Bekämpfung oder der Beseitigung von Batteriebränden beschäftigen, stehen der noch relativ neuen Gefahr mit einer gewissen Unsicherheit gegenüber. Daraus resultieren entweder eine übervorsichtige Einsatzstrategie verbunden mit einer möglicherweise verzögerten Personenrettung und Sicherung von Sachwerten, oder die Gefahren werden unterschätzt.
Sensibilisieren und Risiken korrekt einschätzen
Das jetzt gestartete Forschungsprojekt „LiBattFire“ möchte durch eine gesichertere Informationslage die Ausgangssituation für Einsatzkräfte und Berufsgruppen verbessern, die mit Lithium-Ionen-Batterien konfrontiert sind. Wissenschaftlicher Partner und Konsortialführer des Projekts ist das Forschungszentrum Energiespeichertechnologien der TU Clausthal. Gemeinsam mit der Feuerwehr Goslar soll sichergestellt werden, dass neuartige und möglicherweise noch nicht bekannte Gefahren im Schadensfall von LIB erkannt und korrekt eingeschätzt werden. Das Sensibilisieren für potenzielle Risiken soll durch exemplarische Handlungsempfehlungen ergänzt werden, sodass der Unsicherheit im Umgang mit LIB durch ein wissenschaftlich fundiertes, möglichst standardisiertes Vorgehen begegnet werden kann. Unverhältnismäßige Aktionen, wie das „Versenken“ eines E-Autos nach einem Unfall ohne Batterieschädigung in einem mit Wasser gefülltem Container, sollen genauso vermieden werden wie der Brand eines E-Autos in einer Tiefgarage nicht unterschätzt werden darf.
Ein weiteres Projektziel ist es, nach einem Schadensfall die Kontamination durch Brandgase und Partikel sowohl in der Umgebung als auch auf der Schutzausrüstung von Einsatzkräften zu bestimmen. So ist bekannt, dass etwa Schwermetalle wie Mangan, Kobalt und Nickel bei einem Brand freigesetzt werden können. Nach jetzigem Wissensstand wird die Einsatzkleidung nach einem Brand oft entsorgt, ohne dass dieses zwingend notwendig wäre.
Auch überregional Hilfestellungen geben
Projektleiter Dr.-Ing. Ralf Benger (EST), selbst als Gruppenführer in einer Freiwilligen Feuerwehr tätig, sagt: „Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen, warum es zu einem Fehler kommt und welche Gefährdungen entstehen, in Verbindung zu bringen mit der praktischen Umsetzung im Feuerwehrdienst, ist eine spannende und gleichzeitig herausfordernde Aufgabe.“ Auch Goslars oberster Feuerwehrmann Udo Löprich freut sich auf den Projektstart: „Unsere Schlagkraft durch wissenschaftlich fundiertes Vorgehen zu erhöhen und insbesondere für die Stadt Goslar und die umgebende Natur eine auf die besondere Gefahrenlage angepasste Einsatzstrategie zu erarbeiten, ist von sehr großem Wert. Wir hoffen, damit auch überregional Hilfestellungen geben zu können und beispielsweise Ausbildungsvorschläge für weitere Feuerwehren erarbeiten zu können.“
Das Projekt hat eine Laufzeit von 30 Monaten und ein Gesamtvolumen von 622.000 Euro. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) fördert dabei 240.000 Euro, die übrigen Mittel werden von den Projektpartnern aus Eigenmitteln bereitgestellt.
Kontakt:
Dr.-Ing. Ralf Benger
Forschungszentrum Energiespeichertechnologien
TU Clausthal
ralf.benger@tu-clausthal.de