Bergbau präsentiert sich digital und innovativ

Das Kolloquium „Bohr- und Sprengtechnik“, das seit 1976 als eine der größten wissenschaftlichen Tagungen der TU Clausthal veranstaltet wird, ist erstmals digital durchgeführt worden.

In normalen Zeiten hätten sich Anfang Februar mehr als 300 Teilnehmende des 22. Kolloquiums Bohr- und Sprengtechnik in der Aula Academica der TU Clausthal getroffen. Um trotz der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Online-Konferenz ein bisschen Clausthaler Tagungsambiente zu erzeugen, ist er Auftakt der Veranstaltung live aus der innen frisch sanierten Aula ausgestrahlt worden.

Das zugeschaltete Publikum aus der Bergbauszene bekam die Prächtigkeit der Aula anhand von Kameraaufnahmen zu sehen, die Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner in seinen Eröffnungsworten erläuterte. Der Kuppelsaal des Kleinods ist weitgehend wieder so hergestellt worden, wie die Aula bei ihrer Einweihung 1927 ausgesehen hat: in einer expressionistischen Formen- und Farbsprache. Der 14 Meter hohe Saal ist in den Tönen Petrol, Grau und Lachs gestaltet. „Ganz typisch für die damaligen 20er-Jahre und vermutlich schon damals provokant für eine Bergstadt wie Clausthal-Zellerfeld“, sagte Professor Schachtner. Die Architektur des Raumes, die in der Mitte sternenförmig auf eine Rosette aus Blattgold mit Opal-Leuchten zustrebt, impliziert Elemente des Bauhauses und Art déco. Schon direkt nach ihrer Einweihung wurde die Aula als Aushängeschild wahrgenommen, berichtete der Präsident. Etliche wissenschaftliche Abordnungen besuchten das Bauwerk des Architekten Leopold Rother, so dass die Bergakademie Clausthal Ende der 20er-Jahre eine Besuchsordnung erließ und Eintrittsgeld erhob.

Heutzutage gibt es zwar keine Besuchsordnung mehr, aber Hygienekonzepte. „Die Pandemie, so schlimm sie auch ist, hat auch einige positive Entwicklungen angestoßen, zum Beispiel die Digitalisierung in der Lehre“, sagte Professor Oliver Langefeld vom ausrichtenden Institut für Bergbau. So sollten kostbare Präsenzveranstaltungen künftig nicht mehr mit jährlichen Wiederholungen vergeudet werden, sondern könnten interaktiv genutzt werden.

Auch die traditionsreiche Bergbaubranche ist seit vielen Jahren nachhaltig, innovativ und digital unterwegs. Selbst der 88 Jahre alte Hartmut Schade, der als ehemaliger Berghauptmann des Landes Hessen noch kein einziges bohr- und sprengtechnisches Kolloquium an der TU Clausthal versäumt hat, nahm an der erstmaligen Online-Tagung teil. Mit Interesse verfolgte er beispielsweise den wissenschaftlichen Eröffnungsvortrag von Dr. Thomas Lautsch (Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH) zur „Rückholung der radioaktiven Abfälle aus der Schachtanlage Asse II“. Rund 50.000 Kubikmeter radioaktiver Müll sind dort eingelagert. Sein Fazit: Bei der Rückholung handelt es sich um ein aufwändiges, langwieriges und technisch herausforderndes Großprojekt, das sich bis in die 2060er-Jahre erstrecken und etwa 3,36 Milliarden Euro kosten wird.

Fortgesetzt wurde das Kolloquium mit dem Beitrag „Sicherheitsaspekte von Sprengstoffen im Kali- und Steinsalzbergbau“ von Professor Rüdiger Triebel. Beschäftigt bei der K+S Aktiengesellschaft war Triebel Anfang des Jahres zum Honorarprofessor an der TU Clausthal bestellt worden. Insgesamt umfasste die zweitägige Online-Konferenz ein Dutzend Vorträge sowie eine Podiumsdiskussion. Im Fokus stand das Thema Sprengen oder Schneiden, in diesem Jahr unter dem besonderen Aspekt der Sicherheit. Im kommenden Jahr findet in Clausthal turnusmäßig wieder das Kolloquium „Fördertechnik im Bergbau“ statt. Dann hoffen alle Beteiligten darauf, die prachtvolle Aula persönlich in Augenschein nehmen zu können.

 

Kontakt:

TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904
E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

 

Eine Präsentation wird aufgezeichnet

Universitätspräsident Professor Joachim Schachtner und Professor Oliver Langefeld vom Institut für Bergbau (siehe auch Bild unten) sprachen ihre Begrüßungsworte für das Online-Kolloquium „Bohr- und Sprengtechnik“ live in der Aula Academcia. Dabei waren nur wenige Beschäftigte des Instituts und des Rechenzentrums anwesend. Fotos: Ernst