„Entschuldigung“, spricht der Reporter im Praktikumssaal zwei Schüler an, „könnten wir uns kurz unterhalten?“ - Keine Antwort, also ein zweiter Versuch: „Entschuldigung, könnten wir uns kurz unterhalten?“ Die beiden Schüler im weißen Kittel blicken den Fragensteller durch ihre Schutzbrille ein bisschen genervt an: „Aber nur, wenn es schnell geht, wir haben noch einiges vor.“ Sie sind motiviert, sie sind wissbegierig und sie sind schlau. Damit sie noch intelligenter werden in Fragen der Chemie, nehmen die Pennäler der 9. bis 12. Klasse am Vorbereitungsseminar in Clausthal teil. Die klügsten Köpfe unter ihnen schaffen es vielleicht, sich für die 40. Internationale Chemie-Olympiade 2008 in Ungarn zu qualifizieren.
Diejenigen, die die Reise ins Land der Magyaren antreten, sind bereits kleine Superhirne. Zuvor gilt es hierzulande vier Qualifikationsrunden zu überstehen. „Schon wer die dritte Runde erreicht, ist eine Koryphäe“, sagt Dr. Hans-Rainer Porth, „das ist nur mit immensem Aufwand und unter Zuhilfenahme von Hochschulliteratur möglich.“ Die Lösung der Aufgaben dauere mehrere Wochen. Porth muss es wissen. Als Fachberater Chemie der Landesschulbehörde Braunschweig wird er die Schülerarbeiten der zweiten Runde korrigieren.
Um für die schweren Anforderungen gewappnet zu sein, haben sich die Schüler auf dem dreitägigen Seminar in Clausthal versammelt. Es ist das sechste Mal seit 2002, dass Professor Arnold Adam und sein Team naturwissenschaftlich Begabte einladen. Bundesweit ist diese professionelle Art der Talentförderung und -forderung ziemlich einmalig. Den 15- bis 18-Jährigen soll durch Theorie und Praxis an der Uni sowie durch die Besichtigung der Firmen H.C. Starck oder Chemetall „die Hemmschwelle genommen werden“, erklärt Professor Adam. Zudem werben die Clausthaler mit diesem Seminar natürlich auch für ihre Hochschule, die für ein persönliches Verhältnis zwischen Dozenten und Studierenden steht.
Axel Schwiers und Jens Beer, die beiden Schüler, die vor lauter Hantieren mit Erlenmeyerkolben, Reagenzglas und Pipette nur wenig Zeit für ein Interview finden, wollen später Chemie studieren. Axel Schwiers vom Gymnasium in Sulingen südlich von Bremen reizt die Anorganische Chemie; Jens Beer aus Wolfsburg interessiert sich für die biologische Variante. Kurioserweise haben auch beide ein Faible für das Sporttreiben - als Olympioniken wären sie somit prädestiniert.
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