Da zahlreiche Informatiklehrer in Niedersachsen in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, droht sogar eine „drastische Verschlechterung dieser Situation“, mahnen die drei Initiatoren der Aktion. Neben Professor Richter sind dies die Oldenburger Professorin Ira Diethelm, die sich auch in der „Gesellschaft für Informatik“ engagiert, sowie Dr. Werner Struckmann von der TU Braunschweig.
Nach Angaben des Kultusministeriums in Hannover gab es in Niedersachsen im Jahr 2005 lediglich 570 Lehrer für das Fach Informatik, dies sind nur 0,9 Prozent aller Lehrkräfte des Landes. Demgegenüber standen zum Beispiel 4727 Physik- und 3805 Chemielehrer. Erhielten im Jahr 2000 noch 11,4 Prozent aller Schüler der Kursstufe an Gymnasien Informatikunterricht, sind es fünf Jahre später nur noch 5,8 Prozent gewesen.
Diese rückläufige Entwicklung stünde im Gegensatz zur wachsenden Bedeutung des Faches, betonen die Wissenschaftler: „Am Übergang zur Informationsgesellschaft sind mehr denn je Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowohl für den Einzelnen zur Lebensbewältigung und gesellschaftlichen Partizipation als auch für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland von zentraler Bedeutung.“ Der Informatik komme eine Schlüsselrolle zu, weil sie als Querschnittstechnologie Innovationen in vielen anderen Industriezweigen vorantreibe. Diesem Aspekt wird etwa an der TU Clausthal mit dem Simulationswissenschaftlichen Zentrum Rechnung getragen.
Damit die Informatik-Ausbildung in Niedersachsen wieder mit dem Unterricht in anderen Bundesländern mithalten kann, sind laut Memorandum „konkret und kurzfristig“ vier Schritte erforderlich: Erstens Informatik als Pflichtfach für alle Schüler. Zweitens die Entwicklung eines Kerncurriculums auf Basis der Bildungsstandards (Lernziele, -inhalte und -prozesse). Drittens das Schaffen weiterer Studienplätze für das Lehramt Informatik als Erst- und Zweitfach. Hier bestehe insbesondere in der Region Hannover/Braunschweig/Clausthal, also im Gebiet der neuen Niedersächsischen Technischen Hochschule (NTH), großer Handlungsbedarf. Und schließlich viertens der Ausbau der Lehrerweiterbildung.
Dass die drei Initiatoren mit ihrer Meinung nicht alleine stehen, zeigt die lange Liste derjenigen, die das Memorandum unterstützen. Dazu zählen auch der Präsident der Fraunhofer Gesellschaft Professor Hans-Jörg Bullinger, der Leiter der Gesamtfahrzeugentwicklung bei Volkswagen, Dr. Harald Ludanek, sowie insgesamt acht Professoren der TU Clausthal.
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