Antrittsvorlesung der ganz besonderen Art

Clausthal-Zellerfeld. Eine Antrittsvorlesung der besonderen Art hat Chinas Minister für Wissenschaft und Technologie, Professor Wan Gang, im Audimax der TU Clausthal gehalten: Der neue Honorarprofessor referierte auf Deutsch über das Thema Elektromobilität und ließ parallel Präsentationen in englischer und chinesischer Sprache mitlaufen. Im Anschluss an die einstündige Vorlesung konnten die Hörer vor der Uni ein Dutzend E-Fahrzeuge bestaunen.

„Ich freue mich, dass ein chinesischer Absolvent unserer Universität hier im Audimax als Professor eine Vorlesung hält“, sagte TU-Präsident Professor Thomas Hanschke zur Begrüßung. Unter den rund 300 Gästen im voll besetzten Hörsaal, darunter viele Professoren, fanden sich auch zahlreiche chinesische Studierende. „Professor Wan Gang ist in China sehr bekannt, er ist ein Vorbild für uns“, berichteten sie.

Der Forschungsminister gab zunächst einen Überblick über Wissenschaft und Technologie in China. Die wichtigsten Themen würden als nationale Großprojekte bearbeitet, zum Beispiel der Bereich Energie. China, das inzwischen fast 1,4 Milliarden Einwohner und die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt beheimatet, setze verstärkt auf erneuerbare Energien. In der Forschung, so Wan Gang, kommen aufgrund eines Anreizsystems 77 Prozent der Investitionen aus der Industrie: „Ziel ist es, die Innovationsfähigkeit zu erhöhen und die angewandte Forschung näher an den Markt heranzuführen.“ China sei mittlerweile das Land mit den zweitmeisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen weltweit. Und die High-Tech-Industrie im Reich der Mitte wachse mit derzeit zehn Prozent schneller als die übrige Wirtschaft.

Die Elektromobilität betrachtet der gelernte Automobil-Ingenieur Wan Gang als große Chance für sein Land. In China seien derzeit 137 Millionen Autos unterwegs. Um Energie zu sparen, den Smog in Megastädten wie Peking zu verringern und grundsätzlich die Umwelt zu schonen, wird in Fernost seit 15 Jahren verstärkt auf dem Gebiet der E-Mobilität geforscht. Im Fokus stehen die Themen Batterie, Motor/Antriebssystem (Hybrid, Brennstoffzelle), Leichtbau und intelligente Kontrollsysteme. Bis zum Jahr 2020 sollen auf Chinas Straßen möglichst fünf Millionen Autos fahren, die mit „grüner“ Technologie angetrieben werden. Anfangs lief der Absatz schleppend, in 2015 stieg der Verkauf von E-Fahrzeugen indes sprunghaft an. Zurzeit seien knapp eine halbe Million Elektroautos im Einsatz.

Um bei der E-Mobilität durchzustarten, sei die internationale Zusammenarbeit sehr wichtig, bekräftigte Wan Gang. Als einen Weg, die Herausforderungen zu meistern, plädierte er für weitere Kooperationen. Nicht nur in der Wissenschaft, Unternehmen sollten ebenfalls enger zusammenarbeiten, zumal die Elektromobilität neue Geschäftsmodelle hervorbringe. Selbst Aspekte aus dem Städtebau seien künftig zu berücksichtigen, verdeutlichte der Minister die Bandbreite der Thematik.

Anschließend ließ er seinen Worten Taten folgen. Vor der Universität hatte das Unternehmen Volkswagen mehrere E-Fahrzeuge ausgestellt. Als der anwesende VW-Produktionsvorstand Thomas Ulbrich Professor Wan Gang fragte, ob er einen Passat (Plug-in-Hybrid) auf der Weiterfahrt nach Goslar zum Batterietestzentrum selbst steuern wolle, nahm der Forschungsminister gleich hinterm Lenkrad Platz.

Eine Videoaufzeichnung der Antrittsvorlesung finden Sie hier.

Kontakt:

TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: +49 5323 72-3904

E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Studierende, Medienvertreter und Professoren: Die öffentliche Antrittsvorlesung des neuen Clausthaler Honorarprofessors Wan Gang rief viel Interesse hervor. Foto: Ernst