Markscheider, Geotechniker, Geowissenschaftler sowie Bergbau- und Bauingenieure aus Industrie, Behörden und Forschungseinrichtungen aus ganz Mitteleuropa strömten auf Einladung der TU nach Goslar. Warum hat das Thema Altbergbau einen solchen Zulauf, wo doch der deutsche Steinkohlebergbau Ende 2018 planmäßig ausläuft? „Die Antwort ist vielschichtig“, sagte Professor Wolfgang Busch vom Institut für Geotechnik und Markscheidewesen (IGMC), dessen Arbeitsgruppe die Konferenz organisiert hatte. So verbinde alle Tagungsgäste das Bestreben nach Erkunden, Bewerten, Sichern und Verwahren von Altbergbau, um Umweltschäden zu reduzieren. Daneben gelte es, für untertägige Hohlräume neue Nutzungsmöglichkeiten zu finden. Im Zuge der Energiewende werden etwa unterirdische Pumpspeicher oder Projekte zur geothermischen Energiegewinnung ausgelotet. Natürlich, räumte Professor Busch ein, mache auch die Faszination vergangener Zeiten das Kolloquium interessant. Erklärend zitierte er den Philosophen Kierkegaard: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“
Geprägt wurde das dreitägige Kolloquium von rund 30 Fachvorträgen. Daneben stand der Netzwerkgedanke im Mittelpunkt. Diesen Aspekt griff auch Professor Thomas Hanschke, Präsident der TU Clausthal und Vorsitzender der Universitätsallianz Niedersächsische Technische Hochschule (NTH), in seiner Begrüßung auf. Unter Bergbauexperten gebe es ein seit Jahrzehnten - ja eigentlich seit Jahrhunderten - funktionierendes Netzwerk, das in seinem fächer- und institutionsübergreifenden Geiste beispielgebend für die noch junge NTH sei.
Ein Beispiel für aktuellen Altbergbau wiederum lieferte Diplom-Ingenieur Danny Bodenstab in seinem Vortrag. Thema war die „Technische Wiederinbetriebnahme der Schrägförderanlage Rammelsberg“. Um die Attraktivität des Museums zu steigern und einen behindertengerechten Zugang der gesamten Anlage sowie Materialtransporte zu ermöglichen, soll die Schrägförderanlange wieder aktiviert werden. Sie war 1935/36 von einer Leipziger Firma für 22.310 Reichsmark - entspricht heute 400.000 bis 800.000 Euro - errichtet worden und steht seit 1988 still. „Die größte Herausforderung bei der Restaurierung ist es gewesen, die technischen Anforderungen mit den Richtlinien von Denkmalschutz und UNESCO in Einklang zu bringen“, sagte Bodenstab. Inzwischen seien Förderhaspel, Schrägförderwagen und Gegengewichtswagen wieder aufgearbeitet worden. Es fehle nur noch die Sanierung der 110 Meter langen Gleisstrecke.
Neben dem Restaurierungsprojekt am Rammelsberg wurden zahlreiche bergbauliche Sanierungen vorgestellt, Methoden der Früherkennung von Schäden gezeigt und ein Informationssystem als Instrument des altbergbaulichen Risikomanagementsystems in Niedersachsen präsentiert. Mit der Großveranstaltung knüpfen die Harzer an die zwischen 2001 und 2011 jährlich ausgerichteten Altbergbau-Kolloquien in Freiberg, Clausthal, Leoben, Aachen und Breslau an. Die TU war mit der Veranstaltung nach 2008 zum zweiten Mal im Weltkulturerbe Rammelsberg zu Gast. Während die Vorträge in der Kaue zu hören waren, wurde die alte Schmiede für die Kaffeepausen und die Abendveranstaltung genutzt. „Wir fühlen uns hier am Rammelsberg immer wohl“, sagte Professor Busch, dessen Institut mit dem Welterbemuseum in Forschung und Lehre zusammenarbeitet.
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