Mit einem Kolloquium über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Rechenzentren mit etwa 80 Teilnehmenden sagte der Mathematiker am 31. März Tschüss. Insgesamt war Lange, ein Kind des Ruhrgebiets, sogar 45 Jahre mit der TU Clausthal verbunden. Am 1. April 1969 hatte er sein Studium im Oberharz begonnen. Fünf Jahre später trat Gerald Lange seine Tätigkeit am Rechenzentrum an, wo er auch promovierte. „40 Jahre am Rechenzentrum, keine Sekunde, in der es langweilig war“, sagte er und deutete die rasante Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten an.
Einen Überblick über die Historie der Rechenzentren hierzulande gab Dr. Wilhelm Held, Vorgänger von Dr. Lange in Clausthal und inzwischen ehemaliger Leiter des Rechenzentrums der Universität Münster. Anfangs seien die Rechenzentren nicht richtig ernst genommen worden. So habe ein Staatssekretär in Nordrhein-Westfalen einst dortigen Hochschulleitern gesagt: Wenn ihr Geld braucht, schlachtet die Rechenzentren. Im Oberharz sei die Bedeutung der Einrichtung hingegen früh erkannt worden. Auch habe Dr. Lange Anfang der 1990er Jahre als einer der ersten seiner Zunft auf bundesweiten Tagungen nachdrücklich auf den Stellenwert des World Wide Web für die Hochschulen hingewiesen. Daneben zählt Lange zu den Gründungsvätern des Informationsdienstes Wissenschaft (idw). Der Online-Dienst wurde vor rund 20 Jahren ins Leben gerufen, hat sich prächtig entwickelt und zählt heute mehr als 900 Mitgliedsorganisationen.
Erster Großrechner kostete eine Viertelmillion Mark
Der 30-minütige Film „Rechnen für Forschung und Lehre“, unter Federführung von Stefan Zimmer und Hans-Ulrich Kiel zur Verabschiedung ihres langjährigen Chefs erstellt, richtete den Fokus auf das TU-Rechenzentrum: Im Juli 1960 wird in Clausthal der erste Großrechner in Betrieb genommen, eine Zuse Z 22 R, Speicher 38 kByte, Kosten mehr als 250.000 Mark. Der folgende Ausbau des Rechenzentrums ist von der atemberaubenden Entwicklung in der Computertechnik geprägt. In dem gelungenen Film wird dazu ein Zitat von Dr. Held wiedergegeben: „Stellen Sie sich vor, Sie bauen einen Bahnhof für die erste Eisenbahn, von dem in absehbarer Zeit aber auch Düsenflugzeuge starten müssen.“ An der TU zieht das Rechenzentrum 1969 vom Hauptgebäude in die Erzstraße. In den 80er Jahren lösen Personal-Computer und Workstations zunehmend die Großrechner ab. Auch für Studierende wird die Technologie nun entdeckt. Computerpools entstehen, das Rechenzentrum wandelt sich zur Dienstleistungseinrichtung. 1994 ist die TU Clausthal die erste Uni Deutschlands, die ein Wohnheim ans Hochschulnetz und damit ans Internet anschließt. Später sind die Harzer Vorreiter im E-Learning.
Neben der Hardware werden die Rechenzentren längst auch von der Software-Entwicklung geprägt. Diesen Aspekt thematisierte Professor Andreas Rausch, TU-Vizepräsident für Forschung und Informationsmanagement, in seinem Vortrag. Dabei liege eine große Herausforderung darin, immer komplexer werdende Programme mit weniger Fehlern zu entwickeln. Software sei heute ein riesiger Wachstumsmarkt, und aus der Entwicklung von Softwaresystemen ist eine Ingenieurdisziplin geworden.
Dank an das Team des Rechenzentrums
Die Schlussworte an seinem letzten Arbeitstag gehörten dann Dr. Lange: „Ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Loyalität und das große Engagement. Sie tragen die Informations- und Kommunikationsstruktur, und Sie waren der Rückhalt für die vielen Projekte und die positive Entwicklung.“ Die Leitung des Rechenzentrums übernimmt vom 1. April an kommissarisch Dr. Alexander Hasenfuß.
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Video-Server: Rechnen für Forschung und Lehre
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