Im Jahr 1775 wurde die Clausthaler montanistische Lehrstätte gegründet. „Das war zunächst nicht mehr als ein Bergmann-Fortbildungsprogramm“, berichtete der 84-jährige Müller, der schon mehrfach über die Hochschulgeschichte publiziert hat. 1810 sei die Bergschule in Clausthal dann unter dem maßgeblichen Einfluss zweier Männer institutionalisiert worden: Heron de Villefosse, von Napoleon Bonaparte 1807 eingesetzter Generalinspekteur der Bergwerke zwischen Rhein und Weichsel, und Friedrich Ludwig Hausmann, seit 1803 Auditor beim Bergamt Clausthal und später Generalinspekteur für das Montanwesen. „Wenn man es auf eine Person zuspitzen wollte, so ist Hausmann der eigentliche Mann für die Gründung der Bergakademie gewesen“, erklärte der Altrektor.
Erster Leiter der Bergschule war Christian Zimmermann (1811 bis 1853), der ab Ostern 1811 mit 56 Schülern den Unterricht aufnahm. In der Folge gelang unter Adolph Roemer (1853 bis 1867) „der Anschluss der Einrichtung an die Wissenschaft“, so Müller. Seit 1859 dauerte die Ausbildung vier Jahre. Die 24 bis 28 Wochenstunden umfassten neben beispielsweise Hüttenkunde, Bergbaukunde und Probierkunst auch ein naturwissenschaftliches Basisprogramm. In Roemers Amtszeit fiel 1864 die Aufwertung der Bildungseinrichtung zur international anerkannten Königlichen Bergakademie. Schon damals kamen die Studierenden aus aller Welt. Rund die Hälfte der Hochschüler reiste aus dem Ausland an, insbesondere aus Nordamerika. „Einige brachten sogar ihren Colt mit“, gab Müller auch unterhaltsame Randaspekte zum Besten, „und schossen in die Decke.“
Weitere markante Daten in der Entwicklung des Oberharzer Hochschulwesens: zwischen 1903 und 1907 werden weite Teile des Hauptgebäudes errichtet; 1921 tritt die erste Rektoratsfassung in Kraft und damit eine Unabhängigkeit vom Bergamt; 1926 bis 1930 gibt die Montanindustrie Geld, damit an den Clausthaler Spittelwiesen die Aula, das Maschinenbau- und das Chemie-Institut entstehen können; 1946 nimmt die Bergakademie nach den NS-Wirren ihren Betrieb mit 100 Studierenden wieder auf; 1964 wird die Bergakademie zur Technischen Hochschule und 1968 zur Technischen Universität ernannt. In den 60er und 70er Jahren erfolgt der Ausbau des Campusgebietes Feldgraben. Zahlreiche Institute, die Bibliothek und Wohnheime entstehen, später kommt eine neue Mensa hinzu. Kurz nach der Wende sind mehr als 4000 Studierende an der TU Clausthal eingeschrieben.
Neben Zahlen und Fakten ergänzte der Altrektor seine Ausführungen um Anekdoten und Meinungsäußerungen. Dabei machte er immer wieder deutlich: Die Hochschule Clausthal hat sich trotz aller Höhen und Tiefen - insbesondere in Form von Einsparungen - über mehr als zwei Jahrhunderte erfolgreich behauptet. Viele spätere Führungskräfte in Wirtschaft und Wissenschaft haben mit einer Ausbildung im Oberharz den Grundstein für ihre Karriere gelegt.
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