20 Jahre Clausthaler Universitätsarchiv

Clausthal-Zellerfeld. Das Hochschularchiv ist das Langzeitgedächtnis der TU Clausthal. Eingeführt im Zuge des Niedersächsischen Archivgesetzes von 1993, besteht es seit 20 Jahren. Von damals an kümmert sich Dr. Helmut Cyntha, bis 2002 Leiter der Universitätsbibliothek (UB), um die einzigartigen Originalunterlagen. Inzwischen umfassen sie rund 500 Regalmeter.

Im Keller der UB ist es ist etwas kühler. Die alten Akten, Diplom- und Doktorarbeiten, Senats- und Konzilsprotokolle, Fotos und vieles mehr benötigen eine ganz bestimmte Temperatur und Luftfeuchtigkeit, damit sich ihr Alterungsprozess in Grenzen hält. Dr. Cyntha hat das Material geordnet und eingelagert. „Es wird langsam eng“, sagt der Clausthaler. Zu fast jedem Regal kann er eine Geschichte erzählen, davon, wie Vergangenes plötzlich wieder wichtig wird für Gegenwart und Zukunft.

So war der 76-Jährige erst kürzlich einer Delegation der Universität behilflich, die nach Brasilien reiste, um 50 Jahre Kooperation mit der Universidade Federal de Ouro Preto zu feiern. Im Archiv fand sich noch die erste Urkunde, die den Beginn der langjährigen Partnerschaft 1962 begründete. Dieses Dokument hatte erst ein paar Monate zuvor den Weg ins Archiv gefunden. „Als im Hauptgebäude Platz für den historischen Eingang geschaffen wurde, hat man diese Urkunde entdeckt“, berichtet der Hüter der Geschichte. Richtigerweise seien die alten Schriftstücke ins Archiv gebracht worden. „Aber das ist leider nicht immer so“, weiß Dr. Cyntha. „Wenn Institute umziehen oder Stellen neu besetzt werden, zählt nur noch die Gegenwart. Dann fliegen die Dinge aus der Vergangenheit oft in den Abfall.“

Am Institut für Informatik sind sie sorgsam mit Quellen von früher umgegangen. Als der ehemalige Direktor, Professor Wilfried Lex, zu einem runden Institutsgeburtstag die Historie aufarbeiten wollte, gab es noch viele Dokumente im Keller der Unibibliothek. Denn gemäß dem Landesarchivgesetz gilt: „Spätestens 30 Jahre nach der letzten inhaltlichen Bearbeitung ist jegliches Schriftgut dem Archiv zur Übernahme anzubieten.“ Das Fachpersonal entscheidet dann über die Wichtigkeit des Schriftgutes und, ob es zu Archivgut wird.

Als das entsprechende Gesetz 1993 herauskam, bestand auch die Möglichkeit, alle alten Akten ins Landesarchiv nach Hannover zu verfrachten. „Dies hätte allerdings den späteren Zugriff deutlich erschwert“, sagt Dr. Cyntha. Aufgrund der wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Bedeutung der TU für die Region habe sich die damalige Hochschulleitung für einen eigenen „Erinnerungsspeicher“ entschieden. Insbesondere Altrektor Professor Georg Müller recherchierte viel in den Annalen der Uni. Die vergilbten Personalakten nutzte er etwa, um ein umfangreiches Professorenverzeichnis für die Hochschule zu erstellen.

Wer das Archiv konsultiert, wird auch heute noch Dr. Helmut Cyntha kennen lernen. Mehrmals wöchentlich sichtet und sortiert er Unterlagen und beantwortet Anfragen. „Wir freuen uns sehr, dass uns Dr. Cyntha nach wie vor unterstützt“, sagt Bärbel Wemheuer, die stellvertretende Leiterin der UB. Freude bereitete der Archivar, der auch Führungen durch die Calvörsche Bibliothek anbietet, neulich auch einem Professor aus München. Der Wissenschaftler fahndete nach einem alten Schulkollegen. Von ihm wusste er nur noch, dass er in Clausthal studiert hatte. Über die Promotionsakte und den Verein von Freunden der TU konnte der Kontakt hergestellt werden. Der Münchner Professor bedankte sich mit einem Blumengruß.

Kontakt:

TU Clausthal
Pressesprecher
Christian Ernst
Telefon: 05323 - 72 3904

E-Mail: christian.ernst@tu-clausthal.de

Neben seiner Tätigkeit im Clausthaler Universitätsarchiv bietet Dr. Helmut Cyntha auch Führungen durch die Calvörsche Bibliothek an. Foto: Möldner